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GESICHTER EUROPAS: WENN DIE ERDE KOCHT

Denkt man an Island, dann sieht man sofort die heißen Wasserfontänen der Geysire vor sich, blubbernde Quellen mit kochendheißem Wasser, das aus der Tiefe der Erde hochschießt. Island – das bedeutet ein Leben auf dem Vulkan mitten im Nordatlantik, nahe am Polarkreis. Eine Insel, die von Vulkanen geboren und immer wieder verwüstet wird. Hier kann man beobachten, wie die Erde noch im Werden begriffen ist und wie man sich die zerstörerischen Kräfte der Natur zunutze machen kann. Geothermie, Erdwärme, heisst das Zauberwort, das die Insel mit billiger Wärme und Energie aus dem Innern der Erde versorgt. Heute werden rund 85% aller Häuser mit Erdwärme versorgt, selbst Straßen und Parkplätze werden im langen Winter eisfrei gehalten.

Einer, der wesentlich zur Erschließung und Nutzung der Erdhitze beiträgt, ist der Geologe Kristján Sæmundsson, der seit 40 Jahren auf der Suche nach unbekannten unterirdischen Heisswasser–Vorkommen die Insel durchstreift. Ein ebenso schüchterner wie liebenswürdiger Mensch, der das Land wie seine Westentasche kennt, aber wenig Aufhebens von seinen umfassenden Kenntnissen macht. Ein Einzelgänger, der am liebsten die kargen Krater– und Lavalandschaften Islands durchwandert, der aber auch als kompetenter Führer die unterschiedliche Nutzung der Erdwärme veranschaulicht. Er führt zu kleinen Höfen, die sich mit Wärme aus dem Boden versorgen, zu riesigen neuen Kraftwerken, wo der heiße Dampf mit Urgewalt aus den Bohrlöchern faucht, zu künstlich beheizten Gewächshäusern, in denen tonnenweise Tomaten gezüchtet werden. Projekte, die Kristján Sæmundsson durch Suchbohrungen erst ermöglicht hat. Dabei arbeitet er auch im Team mit Kollegen zusammen, doch oft ist seine Kenntnis, seine "Spürnase" entscheidend. Auch wenn er inzwischen 70 Jahre alt ist, fühlt er sich immer noch fit genug, Aufträge zu übernehmen. Seine Insel mit ihren Vulkanen und geologischen Besonderheiten, mit Erdspalten, die sich plötzlich auftun, mit kochendheißen Quellen und einer Oberfläche, die sich ständig verändert, das ist seine Welt, ständige Bedrohung aber zugleich auch die Faszination des Werdens. Diese Natur zu verstehen, das ist ihm wichtig. Ein Anspruch, der sein Leben geprägt hat.

Im Auftrag von ARTE, 2007
45 Min. Dokumentation

Ein Film von:Jürgen Bevers
Kamera: Dirk Frenkel
Ton: Sigurdur Grimsson
Schnitt: Birgit Köster


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