IDFA // PLAYING GOD

Wir freuen uns, dass wir mit unserem Filmprojekt "Playing God" zum idfa-Forumspitch in Amsterdam eingeladen sind!
We are happy to announce that our project "Playing God" was selected for the IDFA Forum in Amsterdam!


DER FILM

Ken Feinberg, Amerikas berühmtester Entschädigungsspezialist – für die einen ein moderner „King Solomon“, der in komplexen Fällen, in denen es um Millionenbeträge geht, weise für Gerechtigkeit sorgt, für die anderen ein kühler „Pay Czar“ des Kapitalismus, der Menschenleben in Zahlen umrechnet ...

Kurz nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 verabschiedet der US-Kongress ein ungewöhnliches Gesetz: Um die amerikanischen Fluggesellschaften vor Existenz vernichtenden Zivilprozessen zu schützen, legen die Politiker einen milliardenschweren Fonds auf, aus dem alle Opfer entschädigt werden sollen, die freiwillig auf den Gang zum Gericht verzichten. EIN Mann wird dabei von George Bush persönlich zum alleinigen Entscheider über alle Abfindungssummen ernannt: Der Anwalt und Mediator Ken Feinberg. Er allein entscheidet über die jeweilige Höhe der Entschädigungszahlungen, die die Opfer des Attentats oder deren Angehörige erhalten sollen – ein hochemotionaler Prozess, einzigartig in der Geschichte und nicht unumstritten.
Sein Rechenmodell, das der Witwe des Managers wesentlich mehr Geld zugesteht als der des Feuerwehrmannes, der ebenfalls in den Trümmern der Twin Towers ums Leben kam, stößt bei vielen Opferangehörigen auf Entsetzen: Für sie ist der Wert der verlorenen geliebten Menschen niemals mit Geld aufzuwiegen. Wo bleiben Moral und Gerechtigkeit? Ken Feinberg hört sich über Monate eine tragische Geschichte nach der anderen an, setzt sich der Wut und Verzweiflung der Hinterbliebenen aus.

Seitdem scheint es in den USA kaum eine nationale Tragödie zu geben, bei der Feinberg nicht anschließend die Folgen regeln soll: Er verwaltet die Fonds nach tödlichen Amokläufen, entschädigt die Opfer des Bombenanschlags beim Boston-Marathon und verteilt nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 20 Milliarden Dollar von BP an die Betroffenen - um nur die bekanntesten seiner Mandate zu nennen.

Bereits als junger Rechtsanwalt wird Ken Feinberg 1984 mit dem Agent Orange Fall betraut: Die Amerikaner hatten das toxische Entlaubungsmittel im Vietnam-Krieg über dem Dschungel versprüht. Auch viele US-Soldaten erkranken später an Krebs und schweren Hautkrankheiten. 250.000 Vietnam-Veteranen klagen gegen sieben Chemiefirmen. Feinberg vermittelt. In der Nacht bevor der Prozess losgehen soll, gibt es eine außergerichtliche Einigung. Ein Riesenerfolg.

Die Fälle mögen sehr verschieden scheinen, aber sie ähneln sich in der Struktur. Überlebende und Hinterbliebene stehen vor der emotionalen Last einer Tragödie, in die sie ohne eigene Schuld geraten sind.

PLAYING GOD zeigt mehr als nur die Geschichte eines bisweilen allmächtig wirkenden, aber immer scharfsinnigen, charismatischen Akteurs: Was passiert innerhalb unserer westlichen Wertesysteme, wenn Wirtschaftsinteressen und persönliche Schicksale durch Tragödien ineinander greifen? Ein tiefer Einblick in die Seele der amerikanischen Gesellschaft und eine Frage an unser aller Wertesystem.

 

Buch: Birgit Schulz und Karin Jurschick
Regie: Karin Jurschick
Kamera: Andreas Köhler

Zurück