UNTER ALLER AUGEN

„Jetzt hat mich meine Familie in einen feurigen See geworfen und ich verbrenne im Feuer“ ...
Minara, Bangladesch

Meine Mutter sagte: Du weißt, dass es hier nicht gestattet ist, Familienangehörige bei der Polizei anzuklagen...
Yolande, Benin,

Ja, meine Kinder lachten über mich, gingen mir aus dem Weg und sagten: “Sie ist kein Mensch mehr”, und ich mied sie und weinte.
Nakatya / Vumilia, DR Kongo

Das ist das, was ich so tragisch finde, die Gewalt geht einfach weiter – über die Generationen geht’s einfach weiter...
Maya, Deutschland

 Asien, Afrika, Europa – in Benin, in Bangladesch, in der DR Kongo, aber auch mitten in Deutschland: Gewalt an Frauen ist allgegenwärtig. „Unter aller Augen“ taucht ein in die Lebenswelt von Frauen, die schlimmster Gewalt ausgesetzt waren und die sich frei gekämpft haben. Sie erzählen von der Gewalt, die ihnen angetan wurde, ihrem Kampf ums Überleben, ihren Ängsten und Hoffnungen und ihren aktuellen Versuchen, ein neues Leben jenseits der Gewalt aufzubauen. Sie haben Initiative ergriffen, sich trotz großer Gefahr zur Wehr gesetzt.

Und die Männer? Viele schildern die Gewalt gegen Frauen als normalen Bestandteil ihres Alltags. Wird die Frau geschlagen, hat sie es verdient. Eine selbstbestimmte Frau macht Angst, darf nicht sein. Wehrt sie sich, droht er damit, ihr die Kinder wegzunehmen und sie aus dem Haus zu werfen – mittellos...

 Die häufigsten und härtesten Menschenrechtsverletzungen unserer Zeit richten sich weltweit immer noch gegen Mädchen und Frauen. Bei Frauen zwischen 15 und 45 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von ihren Männern zu Krüppeln geschlagen oder zu Tode geprügelt werden, weit größer als das Risiko, an Krebs, Malaria, einem Verkehrsunfall oder im Krieg zu sterben. UNIFEM und WHO gehen davon aus, dass in einigen Ländern der Erde bis zu 70 Prozent aller Frauen mindestens einmal im Laufe ihres Lebens Opfer physischer oder sexueller Gewalt werden – meist durch ihre Ehemänner oder Partner.

Der Film macht deutlich, wie Gewalt funktioniert. Vor dem Hintergrund verschiedener Kulturen, Lebensweisen, gesellschaftlicher Systeme werden die Mechanismen und Strukturen von Gewalt und Macht gegen Frauen in ihrer universellen Parallelität durchleuchtet und die Ursachen sichtbar. Dass die Gewaltstrukturen in Deutschland dabei oft nicht weniger erbarmungslos sind wie in Ländern Afrikas und Asiens ist die Aufsehen erregende Botschaft.

Die Filmemacherin Claudia Schmid verbringt intensive Momente mit den Frauen, die ihr viel anvertrauen, folgt mit ihrer Kamera den Blicken, den Bewegungen und Handlungen ihrer beeindruckenden Protagonistinnen hinaus aus der Enge, fängt Bilder ein für schmerzhafte Erinnerungen, Sehnsüchte und Träume - nah an den Gefühlen der Menschen, seien es die weiblichen Hauptfiguren oder manchmal auch die Täter. Die Lebenswelten der Frauen werden oft in poetischen Bildern gezeigt.

 

Allein durch die Kraft der Protagonistinnen wird der generationsübergreifende Kreislauf der Gewalt gesprengt. Minara, Nakatya, Vumilia, Maya und all die anderen ...Sie haben nichts weniger geschafft, als mit hart erarbeitetem Selbstbewusstsein die Welt im Kleinen ein Stückchen zu verändern.

 

Dokumentarfilm, Deutschland 2017, 90 Min.

Buch & Regie: Claudia Schmid
Kamera: Claudia Schmid

Ton: Bianka Schulze, Heike Frielingsdorf, Julia Hübner, Aidin Salkhi
Schnitt: Kawe Vakil
Produktionsleitung: Rolf Bremenkamp
Producerin / journalistische Mitarbeit: Monika Mack
Produzentin: Birgit Schulz

Redaktion: Andrea Ernst / WDR, Angelika Wagner / WDR, Barbara Denz / NDR

Eine Bildersturm Filmproduktion in Koproduktion mit WDR und NDR
Drehbuchförderung und Produktionsförderung der Film- und Medienstiftung NRW

Verleih: mindjazz pictures


Minara / Bezirk SunamganjHaus Minaras Mutter, Bezirk SunamganjNahe Minaras Dorf, Bezirk SunamganjMinara mit ihrer Mutter, Bezirk SunamganjMinara mit Sohn und Mutter, Bezirk SunamganjMinara mit Nachbarinnen, Bezirk SunamganjLandschaft im Bezirk SunamganjTreiben an einem der Hoars im Bezirk SunamganjDhakaDhaka2Dhaka 3Yolande mit ZongoYolande mit Kindern ihrer Familie, ZongoYolande mit Mutter Elisabeth, ZongoLandschaft mit Tata Somba in BoukoumbeStraßenszene bei BantéStraßenszene in CotonouInnenhof Zongo, Zhause von Yolande und ihrer MutterYolande mit Schweste und Kindern, vor Wellblechhütte, ZongoDreharbeiten  mit Yolande, ZongoYolande mit KindernWohnort Maya, DeutschlandWohnort Maya, DeutschlandMaya mit HundMaya mit HundMaya auf WieseNakatya und ihr Mann Bagalwa bei der Feldarbeit, DR KongoLandschaft der Frauen, Bezirk WalunguVumilia und Joziana, Bezirk WalunguJozianaVumiliaFrauen verkaufen Holzkohle am Stadtrand BukavusFrauen am Stadtrand BukavusNakatya mit Mann BagalwaNakatya mit Familie und Nachbarn, WalunguPlakat Unter aller Augen

Zurück