MUT ZUR WUT! - POLITISCHES THEATER IN EUROPA

Stell dir vor es ist Premierenabend im Theater und alle gehen hin…

Eurokrise, Finanzkrise – Sinnkrise! Es geht eine Sehnsucht um nach Widerstand und Transparenz in unserer komplexen Welt. Und ausgerechnet die gerne totgesagten Theater in Europa boomen. Dort, wo sie Zeit und Raum für gesellschaftliche Reflexionen bieten.

Deutschland, Frankreich, England – drei unterschiedliche Theaterlandschaften, deren aktuelle Vertreter eines gemeinsam haben: die feste Überzeugung, dass Kultur, besonders das Theater in politisch unübersichtlichen Zeiten, etwas zu bieten hat, was sonst in der Medienlandschaft fehlt.

Die Filmemacherin Eva Schötteldreier macht eine Theaterreise: Köln, Hamburg, London, Paris. Sie spricht mit Theatermachern und Dramatikern über ein politisches Theater, das gerade gefeiert wird. Karin Beier, die zukünftige Intendantin des Hamburger Schauspielhauses, Olivier Py, der neue Leister des Theaterfestivals Avignon, Simon Stephens, der vielfach ausgezeichnete Dramatiker. Sie alle zeigen, was kreatives Theater in unserer multimedialen Welt leisten kann.

In Köln katapultiert Karin Beier das Schauspielhaus wieder dauerhaft in die Theaterbundesliga. Ihre Inszenierungen spricht das Publikum auf emotionale und direkte Art an, sie bringt globale und lokale Aufregerthemen auf die Bühne. Die Finanzkrise, der Archiveinsturz in Köln, Fukushima. Die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek schreibt die Stücke zu den aktuellen Themen. Karin Beier überträgt die Stücke über das Unfassbare der Naturkatstrophen, das Chaos der Finanzmärkte und die Wut über die politischen Ausreden in eine neue akustische und visuelle Sprache. Seit 2008 ist das Kölner Schauspiel jedes Jahr mit mindestens einer Einladung beim Theatertreffen vertreten; 2010 und 2011 wird das Schauspiel Köln von der Zeitschrift Theater heute als „Theater des Jahres“ ausgezeichnet und Kritiker der Zeitschrift Die Deutsche Bühne wählen das Schauspiel Köln zum besten Theater in der Kategorie „überzeugende Gesamtleistung“. Des Weiteren erhält Karin Beier 2011 den Kölner Kulturpreis, der herausragende Leistungen und wegweisende Entwicklungen der Kultur in Köln würdigt.

In Frankreich - zuletzt am Théâtre de l’Odéon, bald beim großen Festival d’Avignon - spielt Olivier Py mit der sinnlichen Kraft des Theaters. Der multi-aktive Franzose inszeniert, schreibt, organisiert, konzipiert, steht selbst auf der Bühne und glaubt an die subversive Kraft des Theaters – gerade in der heutigen Zeit. Gerade das Theater könne zeigen, dass wir alle, egal woher wir kommen, die gleiche Kultur haben. Kultur dürfe nicht elitär sein, sagt Olivier Py und betreibt konsequent die Demokratisierung der Kultur an seinem Nationaltheater. Wenn die Menschen aus unteren Schichten nicht glauben, dass das Theater auch für sie da ist, dann muss eben das Theater genau zu diesen Menschen gehen. Deshalb hat Olivier Py in Werkskantinen und Ausländerheimen Theater gespielt. „Das Theater ist eines der größten geistigen Abenteuer“ zitiert er Corneille.

Wütende, politische Theaterstücke trugen früher fast immer das Label, „Made in England“. Simon Stephens sieht sich in dieser Tradition britischer Dramatiker. Der junge Wilde, der eigentlich gerne in der Punkband „The Clash“ gespielt hätte, gilt als der Shootingstar der Szene. Er schreibt Stücke über Amoklauf, traumatisierte Kriegsheimkehrer und Bombenattentate. Längst gehören seine Stücke auch in Deutschland zu häufig gespielten Stücken. In den Kritikerumfragen von dem Theatermagazin „Theater heute“ wurde Simon Stephens bereits viermal zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt.

Europa gehört zusammen – zumindest kulturell, sagen die Intendantin, Dramatiker und Regisseur. Sie arbeiten Hand in Hand und wagen sich an Tabuthemen und komplexe Fragestellungen, das Publikum ist begeistert - und will mehr!

Buch & Regie: Eva Schötteldreier
Kamera: Steffen Bohn
Ton: Dennis Broer
Schnitt: Christian Becker
Producer/in: Monika Mack, Rolf Bremenkamp
Produzentin: Birgit Schulz
Redaktion: Ulrike Dotzer (NDR/ARTE)

Eine Bildersturm Filmproduktion im Auftrag des NDR
in Zusammenarbeit mit ARTE, 52 Min.


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