PREIS DER FREIHEIT - GRENZENLOSE ILLUSION

Freiheit hat Hochkonjunktur. So scheint es. Wir haben uns von Bevormundung und Gehorsam traditioneller Gesellschaften befreit und genießen heute ein hohes Maß an  individueller Entscheidungsfreiheit. Wir können gehen, wohin wir wollen, unseren Wohnort, unsere Arbeit, unseren Lebenspartner frei wählen. Die Regale in den Hallen des Konsums sind stets gefüllt, wir brauchen nur hineinzugreifen. Das Meer der Möglichkeiten scheint grenzenlos.

Doch die Freiheit in der „Multioptionsgesellschaft" hat ihren Preis. Erkauft wird sie mit Orientierungslosigkeit und Leistungsdruck. Selbstausbeutung ist im Regelwerk moderner Arbeitswelten wesentlich effizienter als Fremdausbeutung, weil sie mit dem Gefühl der Freiheit einhergeht. Das ist die Dialektik der Freiheit in einer Gesellschaft, in der nahezu alle Lebensbereiche von den Gesetzen der Ökonomie bestimmt sind. Dinge, Informationen, Ideen, Erlebnisse, Geld und der Mensch selbst sind Teil eines unaufhörlichen Warenstroms, angetrieben vom Dogma des "immer mehr und immer schneller". Erwächst in diesem System nicht aus jeder Freiheit im nächsten Schritt ein neuer Zwang, eine neue Abhängigkeit?

Es ist uns gelungen, die Fußfesseln vergangener Epochen zu durchschneiden, doch mit dem Smartphone legen wir uns heute unsichtbare Augenfesseln an. Soziale Medien präsentieren sich als Räume der Freiheit, tatsächlich liefern wir uns freiwillig der Kontrolle durch andere aus. Wir spüren gar nicht mehr, mit wie vielen Unzumutbarkeiten wir uns tagtäglich arrangieren. Die sogenannte freie Gesellschaft ist eine Gesellschaft voller Zwänge: Wir arbeiten nicht, wir verwirklichen uns.  Wir treffen keine Freunde, wir erweitern unser Netzwerk. Wir tun nicht einfach nur Nichts – wir entspannen aktiv. Fit sein für die Arbeit, fit sein für den Markt.

Der Dokumentarfilm „Preis der Freiheit“ wirft einen prüfenden Blick auf die Freiheitsversprechen der Konsum- und Leistungsgesellschaft. In einer radikalen Analyse entlarvt die Sozialphilosophin Prof. Dr. Marianne Gronemeyer die Illusion grenzenloser Wahlfreiheit als Motor einer vom Wachstum besessenen Gesellschaft. Sie zeigt, wie extremer Individualismus und Technikglaube unsere Vorstellung von Freiheit bestimmen. Daneben porträtiert der Film zwei Vertreter der jungen Generation, die ihren ganz eigenen Traum von Freiheit verwirklichen - jenseits von Konsum und Konkurrenz. Jonathan Ries ist Straßenkünstler und Kreativwanderer. Seit zwei Jahren lebt er als moderner Nomade ohne Bankkonto, ohne Auto und festen Wohnsitz. Seine Vision: das Leben als eine dauernde Wanderung auf einer kreisförmigen Route durch Westeuropa. Marina Xafolidi lebt dort, wo die Idee einer freien Gesellschaft ihren Ursprung hat, in Griechenland. Die Musikerin sieht in der Finanzkrise die Chance zum Neubeginn und zu alternativen Wegen, unabhängig von Massenproduktion und Profitsucht: „Wir werden jetzt viel klarer sehen können, welche Ziele und Träume uns wirklich wichtig sind. Vielleicht bringt uns die Krise einander näher.“

 

Buch & Regie: Marita Loosen-Fox
Kamera: Timm Lange
Ton: Sebastian Stahl
Editor & Dramaturgie: Marc Schubert
Tonschnitt: Maximilian Dederichs
SprecherIn: Sigrid Burkholder, Jennifer Frank
Sounddesgin: Katja Teubner
Farbkorrektur: Dany Schelby
Mischung: Alexander Weuffen
Produktion: Rolf Bremenkamp, Monika Mack
Produzentin: Birgit Schulz
Redaktion: Thomas Janssen


Eine Bildersturm Filmproduktion im Auftrag von ZDF / 3sat, 45 Min.


Den Film in der 3sat-Mediathek ansehen!


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