Realisierte Filme

A RIGHT TO LIVE – AIDSMEDIKAMENTE FÜR MILLIONEN

Wenn die 52jährige Krisana Kraisintu nachts aufwacht, denkt sie an die schwangeren Frauen, die gar nicht wussten, was Aids oder der HI–Virus ist. Die nicht wussten, wie man sich schützt und nicht wissen, was man dagegen tun kann. Für sie und all die anderen Frauen, Männer und Kinder, die an der tödlichen Krankheit leiden, hat die frühere Leiterin der Forschungsabteilung der thailändischen Government Pharmaceutical Organization das bisher billigste Aidspräparat der Welt entwickelt und hergestellt. Es ist 26 Mal preisgünstiger als die Kosten für eine herkömmliche Behandlung mit Originalpräparaten der großen Pharmakonzerne. Gleichzeitig hat die Pharmazeutin die Medikamentierung vereinfacht, sodaß Infizierte nur noch 2 Mal am Tag eine Tablette schlucken müssen. Zuerst hat die Thailänderin Kraisintu diese Generika 1992 in ihrer Heimat herstellt. Als das gut lief, ging sie nach Afrika. Seitdem hat Krisana Kraisintu in Äthiopien, im Kongo und jetzt in Tansania Fabriken für preiswerte Aidsmedikamente aufgebaut. Und ist als Person zu einem Hoffnungsträger für die Menschen, aber auch die Länder geworden.

In Afrika – in nahezu allen Ländern südlich der Sahara – steigt die Todesrate von Aidsinfizierten weiter dramatisch an: Jede Stunde sterben 300 Menschen, das sind im Monat 200.000 und im Jahr bis zu drei Millionen. Abgesehen davon, dass sich dort kaum jemand die Medikamente leisten kann, ist die komplizierte Medikamentierung ein Hindernis: Aidskranke müssen mindestens zwei Mal am Tag jeweils drei verschiedene Tabletten schlucken, die von drei verschiedenen Herstellern stammen. In ärmeren Ländern ist das kaum durchzuführen. Hinzu kommt die weit verbreitete Tabuisierung von HIV/Aids: Die Kranken werden oft aus allen sozialen Zusammenhängen ausgestoßen.

Der Film verfolgt die Arbeit der temperamentvollen Asiatin in Tansania: Hier hat bis vor anderthalb Jahren niemand daran geglaubt, dass sich das Aidsproblem in den Griff kriegen ließe. 14 Prozent der Tansanier sind HIV positiv und der Altersdurchschnitt sank auf 37 Jahre ab. Weil es bisher keine Hoffnung gab, wurde das Problem verdrängt. Heute kauft die Regierung die Medikamente in Krisanas Fabrik und verteilt sie an die Krankenhäuser und Gesundheitsstationen.

Der Film verfällt nicht dem Bild von Afrika als dem sterbenden Kontinent, sondern zeigt, wie durch die Kraft einer entschlossenen Frau Tausende von Menschen wieder an ihr Leben glauben und dadurch andere ermutigen, sich ihrer Krankheit zu stellen.

"Pole, Pole", rufen die Menschen Krisana Kraisintu in Ostafrika manchmal nach, "Langsam, langsam". Aber die rundliche Frau will nicht langsam sein, sie ist eine ungeduldige Person, die keine Zeit zu verlieren hat. Sie lebt nicht gerade ungefährlich, seit sie das Monopol großer westlicher Pharmakonzerne auf die Herstellung von Aidsmedikamenten untergräbt und ihnen das ganz große Geschäft in den Drittweltländern vermasselt. Es gab Zeiten, da hat sie jeden Tag Todesdrohungen am Telefon bekommen. Aber die Buddhistin lässt sich nicht einschüchtern, im Gegenteil: Die Zahl der afrikanischen Länder, die sich für Kraisintus Medikamente interessiert, wächst.

Im Auftrag von ARTE / WDR, 2006
45 Min. Dokumentation

Ein Film von: Birgit Schulz
Kamera: Oliver Vogt
Ton: Ute Haverkämper
Schnitt: Katherina Schmidt
Redaktion: Andrea Ernst


12345

Zurück