SIEBEN STUNDEN TODESANGST - DAS ÜBERLEBEN DER SUSANNE PREUSKER

Am 7. April 2009 will Susanne Preusker, Leiterin der Sozialpsychiatrischen Abteilung der JVA Straubing, ihren Arbeitstag vorzeitig beenden. Sie ist aufgeregt und glücklich, in 10 Tagen wird sie Hochzeit feiern, so viele Dinge sind noch zu tun. Als der Gefangene K. in der Tür steht und sie um ein Gespräch bittet, verweist sie ihn deshalb auf den nächsten Tag. Doch den wird es für sie so nicht mehr geben.

„Mein altes Leben bis zum April 2009, ich will nicht behaupten, dass es perfekt war. Welches Leben ist schon perfekt? Aber ich habe es gern gelebt, ich hatte einen Arbeitsplatz, den ich klasse fand, ich hatte ein spannendes Leben, es war meins, ich hatte es mir aufgebaut. Und dann passierte das, und dann gab es einfach diese Frau nicht mehr.“

Sieben Stunden lang hält der Gefangene K sie in ihrem Büro gefangen, vergewaltigt sie mehrfach, droht, sie umzubringen.
Susanne Preusker hat überlebt, doch ihr Leben ist danach ein anderes. Sie kannte den Täter gut, hatte ihn mehrfach begutachtet, war überzeugt, dass sie mit ihm therapeutisch auf dem richtigen Weg war.
„Ich hatte mich bei diesem Menschen geirrt und ganz offensichtlich etwas übersehen. Das quält mich beinah mehr als die Tat selbst. Es hat mein ganzes Vertrauen in mich, meine Wahrnehmung, meine Fähigkeiten und Sicherheiten dieser Welt erschüttert.“

Wie kann man weiter leben nach so einer Erschütterung? Nicht nur Susanne Preuskers Leben ist berührt, sondern auch das ihres zur Tatzeit 17jährigen Sohnes und das ihres Mannes. In intensiven Dialogen, an Orten der Erinnerung, der Angst, aber auch der Stärke erleben wir eine Frau und ihre Familie, die immer noch jeden Tag um ein neues Leben kämpft und die dabei den Mut hat, über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Das ist nicht selbstverständlich. Jeden Tag werden unzählige Frauen auf der Welt vergewaltigt. Was das wirklich bedeutet, was es zerstört, aber auch, wie sie es schaffen, zu überleben, darüber redet man nicht. Es ist immer noch so, als solle sich die Frau für die Tat schämen und die Männer, die sie lieben, gleich mit. Aber:

„Ich möchte nicht gesenkten Hauptes durch mein eigenes Leben gehen müssen. Schämen soll sich der Täter.“
(Susanne Preusker)

Buch und Regie: Karin Jurschick
Kamera: Dieter Stürmer
Ton: Jule Cramer
Schnitt: Marc Schubert
Producer/in: Rolf Bremenkamp / Monika Mack
Produzentin: Birgit Schulz
Redaktion: Britta Windhoff / Redaktion Menschen hautnah

Eine Bildersturm Filmproduktion im Auftrag des WDR, 45 Min.


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