DER PROVOKATEUR - DANIEL COHN–BENDIT

Er ist das "enfant terrible" der Grünen, Selbstdarsteller, Ideengeber, Querdenker, einer der seine politischen Ansichten unters Volk bringen will. Daniel Cohn–Bendit wuchs als Kind deutscher Juden in Frankreich auf. Im Pariser Mai 68 wurde der Soziologiestudent einer der Führer der Studentenrevolte. Das Bild von "Dany le rouge" ging damals durch die internationale Presse und machte den redegewandten Polit–Rebellen schlagartig zum Medienstar. Der Rotschopf mit dem Schalk im Nacken entsprach so gar nicht dem Klischee eines verkniffenen Revolutionstheoretikers. So war sein Motto auch nicht Konsumverzicht, sondern "Luxus für alle!".

Cohn–Bendit, der Sponti–Aktivist wechselte mühelos ins parlamentarische Lager, unterstützte die Gründung der Grünen und wurde der maßgebliche Realo–Politiker neben Joschka Fischer. Nach dem Machtwechsel durch die rot–grüne Koalition wurde Cohn–Bendit ehrenamtlicher Multikulti–Dezernent in Frankfurt. Seit 1994 ist er Mitglied des EU–Parlaments. Er mischt in mehreren Ausschüssen mit und hat hier eine Bühne für seine immer neuen Ideen gefunden, seinen persönlichen Abenteuerspielplatz.

Daniel Cohn–Bendit, das ist der unerschöpfliche Ideengeber, der vorprescht, auch wenn er sich korrigieren muss. Einer, der immer vor allem sein eigenes Programm war und das heisst immer noch: Veränderung. Oder wie der Historiker Gerd Koenen Cohn–Bendits Devise ironisch beschrieb: "Die Bewegung ist alles und das Ziel liegt im Dunkeln." Allerdings: sein Engagement für die Unterdrückten, die an den Rand Gedrängten, "die Anderen" hat sich nie geändert. Und das hat mit ihm selbst zu tun, mit der Geschichte des Grenzgängers, des Fremden, der sich weder als Deutscher noch als Franzose fühlt, ein Jude, der mit dieser Religion nichts zu tun hat.

Der Film: In Gesprächen mit Daniel Cohn–Bendit, Weggefährten und Zeitzeugen nähert sich dieses filmische Porträt dem Politiker und Menschen Cohn–Bendit, seinen Stärken und Schwächen, seinen Widersprüchen und seinen Visionen. Aktuelle dokumentarische Bilder sind verwoben mit Auszügen aus dem reichhaltigen Archiv–Material. Bilder, die nicht nur die Lebensgeschichte dokumentieren, sondern auch die Persönlichkeit Daniel Cohn–Bendits beleuchten.

Im Auftrag von ARTE / WDR, 2005
45 Min. Dokumentation

Ein Film von: Jürgen Bevers
Kamera/Schnitt: Dirk Adelbert Frenkel
Ton: Lenin de los Reyes Olivero
Mitarbeit: Valérie Bauer–Theobaldt
Sprecher: Daniel Berger
Produktionsleitung: Kerstin Schukowski
Produzentin: Sabine Müller
Redaktion: Andrea Ernst


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