MOHN - BLUME DES SCHLAFES

Der Mohn, insbesondere der Schlafmohn, ist eine sehr alte Kulturpflanze. Im Orient wurde der Mohnsamen als Gewürz und als Zutat für aphrodisische Speisen und Getränke genutzt. Im Europa der frühen Neuzeit wird der Mohnsaft beliebt als schmerzstillende Beimischung für Hexensalben und andere Wunderarzneien.

Schlafmohn gehört zu den wichtigsten Heilpflanzen der Pharmaziegeschichte. Seine schlaffördernde Wirkung war bereits den Ägyptern bekannt. Die Mohnkapseln liefern durch Anritzen der unreifen Frucht einen Milchsaft, der zu Opium verdickt wird. So entsteht eines der stärksten Rauschmittel und Aphrodisiaka. Ein Bestandteil, das Papaverin, ist in den letzten Jahren erfolgreich bei der Therapie von Impotenz eingesetzt worden. Opium enthält 40 Alkaloide, als Hauptwirkstoff gilt das Morphin, das narkotische Wirkung hat. Morphin ist auch die Basis für andere Schmerzmittel wie Codein oder das Rauschgift Heroin.

Die Mohnsamen enthalten praktisch keine Alkaloide, dafür sind sie reich an Öl, Kohlehydraten, Calcium und Proteinen.
Ganze Mohnplantagen haben wir am eindrucksvollsten in Österreich drehen können, im Waldviertel zwischen Linz und Wien. Da, wo für ganz Europa der Speisemohn angebaut wird. Hier werden die Mohnsamen von Alters her für Speisen verwendet: Mohnstrudel, Mohnbrötchen, Mohnzopf, Germknödel. Die Gegend ist berühmt für seine wunderschönen blühenden Mohnfelder. Angebaut wird eine morphinarme Mohnsorte, die nur für Backwaren verwendet wird.

In der Türkei hingegen, wo die Mohnfelder hoch genug über dem Meeresspiegel liegen, um Rohopium zu ernten, liegen die größten Schlafmohnanbaugebiete der Welt. Da, wo der kontrollierte Anbau von Mohn zur Herstellung von Medikamenten legal ist. Wenn die Blütenblätter abgefallen sind, füllen sich die kinderfaustgroßen Mohnkapseln mit Milchsaft, der mit speziellen Röhrchen abgezapft wird. Wenn er sich zu einer bräunlichen Gummimasse verdickt, spricht man von Rohopium. Von der Ernte des Rohopiums ausgehend, lassen sich die Verfahren der Extraktion von Wirkstoffe wie Morphin, Codein und Heroin in einer riesigen Fabrik in der anatolischen Stadt Afyon verfolgen.

Zurück in Deutschland sehen wir, wie die aus der Schlafmohnkapsel extrahierten Stoffe in der modernen Schmerztherapie angewandt werden.

Die Dokumentation geht in ruhigen Bildern von der Schönheit der blühenden Mohnpflanze aus, die mit ihren zarten zerknitterten Blütenblättchen in den knalligsten Farben ganze Felder optisch so verwandeln, als stünden sie in Flammen.

Im Auftrag des WDR, 2004
45 Min. Dokumentation

Ein Film von: Birgit Schulz
Kamera: Oliver Vogt
Ton: Gedi Hampe
Tonmischung: White House
Schnitt: Bettina Strunk
Produktionsleitung: Kerstin Schukowski
Produzentin: Sabine Müller
Redaktion: Andrea Ernst


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