PLAYING GOD

SPIELEN SIE GOTT, MR. FEINBERG?

Ein Film von Karin Jurschick

Warum ist das Leben eines Feuerwehrmanns, der am 11. September als Held in den Twin Towers ums Leben kam, etwa eine Million Euro weniger wert als das eines Börsenmaklers? Wie viel Geld sollte der Ölmulti BP den Fischern und ihren Familien bezahlen, die als Folge der größten Ölkatastrophe der Geschichte um ihre Existenz kämpfen? Wie kann man Hunderte von erkrankten Vietnamveteranen für die Leiden entschädigen, die ihnen durch den Einsatz des hochgiftigen Entlaubungsmittels Agent Orange entstanden sind? Und wie geht man mit Arbeitern um, die am Ende ihres Arbeitslebens erfahren, dass ein Großteil ihrer Rente von Fonds-Managern veruntreut wurde? Fragen, die eigentlich unbeantwortbar und fast zynisch scheinen. Nicht für Amerikas berühmtesten Entschädigungsspezialisten: Anwalt und Mediator Ken Feinberg.

Kurz nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 verabschiedet der US-Kongress ein ungewöhnliches Gesetz. Um die amerikanischen Fluggesellschaften vor Existenz vernichtenden Zivilprozessen zu schützen, legen die Politiker einen milliardenschweren Fonds auf, aus dem alle Opfer entschädigt werden sollen, die freiwillig auf den Gang zum Gericht verzichten. EIN Mann wird dabei von George Bush persönlich zum alleinigen Entscheider über alle Abfindungssummen ernannt: Der Anwalt und Mediator Ken Feinberg, der den „Master of Disaster“ spielen soll. Er allein entscheidet, wer unter welchen Voraussetzungen wie viel Geld bekommt.

Sein Rechenmodell stößt bei vielen Opferangehörigen auf Entsetzen: Für sie ist der Wert der verlorenen geliebten Menschen niemals mit Geld aufzuwiegen. Wo bleiben Moral und Gerechtigkeit? Ken Feinberg hört sich über Monate eine tragische Geschichte nach der anderen an und setzt sich der Wut und Verzweiflung der Hinterbliebenen aus, die oft emotionale Angriffe auf seine Arbeit bedeuten. Diese Angriffe gehen nicht spurlos an ihm vorbei.  „Nach außen ist er der toughe Anwalt“, sagt seine Frau Diana, „aber innendrin ist er ganz weich.“

Der junge Rechtsanwalt Ken Feinberg wird 1984 mit dem Agent Orange Fall betraut: Die Amerikaner hatten das toxische Entlaubungsmittel im Vietnam-Krieg über dem Dschungel versprüht, um freie Schussbahn zu haben. Viele US-Soldaten erkrankten später an Krebs und schweren Hautkrankheiten. 250.000 Vietnam-Veteranen klagen gegen sieben Chemiefirmen. Feinberg vermittelt. In der Nacht, bevor der Prozess beginnen soll, gibt es eine außergerichtliche Einigung. Ein Riesenerfolg. Doch zum Star und „Master of Disaster“ macht ihn dann der 9/11-Fonds. Seitdem scheint es in den USA kaum eine nationale Tragödie zu geben, bei der Feinberg nicht anschließend die Folgen regeln soll: Er verwaltet die Fonds nach tödlichen Amokläufen, entschädigt die Opfer des Bombenanschlags beim Boston-Marathon und verteilt nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 20 Milliarden Dollar von BP an die Betroffenen - um nur die bekanntesten seiner Mandate zu nennen.

Wer ist dieser Mann, der zugleich als moderner „King Solomon“ und kühler „Pay Czar“ betitelt wird? Was erzählen uns die unterschiedlichen Fälle, die Opfer, seine Befürworter und Gegner?

PLAYING GOD zeigt mehr als nur die Geschichte eines bisweilen allmächtig wirkenden, aber immer scharfsinnigen, charismatischen Akteurs: Was passiert innerhalb unserer westlichen Wertesysteme, wenn Wirtschaftsinteressen und persönliche Schicksale durch Tragödien ineinander greifen? Ein tiefer Einblick in die Seele der amerikanischen Gesellschaft und eine Frage an unser aller Wertesystem.

Regie: Karin Jurschick

Buch:  Karin Jurschick & Birgit Schulz
Kamera: Timm Lange
Schnitt: Anika Simon
Ton: Pascal Capitolin
Musik: Han Otten
Produktionsleitung: Rolf Bremenkamp
Postproduktionsleitung: Rolf Bremenkamp, Reinette van de Stadt (NL)
Producerin / journalistische Mitarbeit: Monika Mack
Produzentin: Birgit Schulz
Koproduzentin NL: Annemiek van der Hell
Redaktion: Gudrun Hanke-El Ghomri, Bernd Seidel/ SWR/ARTE, Andrea Ernst / WDR

Eine Produktion der Bildersturm Filmproduktion in Koproduktion mit Windmill Film / Niederlande, SWR und WDR in Zusammenarbeit mit arte, in Kooperation mit Geo Television, DR / Dänemark und ChannelHot8 / Israel

gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW, dem Deutschen Filmförderfonds, The Netherlands Filmfund

World Sales: NEW DOCS, Elina Kewitz

Festivals - eine Auswahl: Hot Docs Toronto, CPH:DOX, Kopenhagen, Thessaloniki Documentary Festival, Watchdocs Warschau, Kassler Dokfest, ...

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